Ein FDP-Politiker ist am Mittwoch, gewiss etwas überraschend, zum Ministerpräsidenten des kleinen Bundeslands Thüringen gewählt worden. Und die fast noch größere Provokation: Zweifellos demokratisch, nämlich in geheimer Wahl, bestimmt von Abgeordneten, die nur ihrem Gewissen und dem Wohl des Volkes verpflichtet sind. Dieses wahrlich welterschütternde Ereignis, das selbst den China-Virus und Trump aus allen Schlagzeilen vertreibt, hat im politisch-medialen Komplex hysterische Reaktionen hervorgerufen, die mehr verraten als tausend kluge Analysen das vermöchten.
Und selbst die FDP-Spitze, die eigentlich nur aus Christian Lindner besteht, ist keineswegs begeistert vom erst zweiten Ministerpräsidenten ihrer Parteigeschichte. Kein Wunder, die FDP kannte doch bisher nur die Rolle als Beobachter in der zweiten Reihe hinter den Großen, sie gefiel sich darin und genoss es, hier und da das Zünglein an der Waage zu sein und ein paar Posten abzugreifen. Echte Verantwortung, wirklichen Gestaltungswillen kennt sie gar nicht. Daher das Zögern Lindners – huch, jetzt müssen wir ja was tun! Darin zeigt sich ein wahrer Kleingeist, der die historische Chance nicht erkennt.
Der Eklat mit dem Blumenstrauß, den die Linke Wellsow dem Gewählten vor die Füße warf, war eine Zirkusvorstellung wie die einer Zirkusprinzessin, die vom Zirkusprinz verlassen wurde. So benehmen sich schlechte Verlierer! So benehmen sich unsportliche Kreaturen!
Wir wissen nicht, wann wir uns so vor dem Fernseher so amüsiert haben! Wenn diese Wahl befehlsmäßig gekippt wird, ist die BRD endgültig in den Demokratien der Welt unten durch.